Unterwegs im Artenschutz: Turmfalke

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Unterwegs im Artenschutz: Turmfalke

Liebe Freunde,
letzten Samstagmorgen trafen sich Mitglieder unserer NABU-Gruppe in Darsberg, um den Nistplatz eines Turmfalkenpaares zu verbessern.

Der Nistplatz liegt in der obersten Fensternische einer großen Scheune und ist sehr beengt. Letztes Frühjahr beobachteten aufmerksame Nachbarn einen flugunfähigen Jungvogel am Boden. Auf Grund der Enge des Nistplatzes war dieses Tier offensichtlich aus dem Nest gefallen. Deshalb wurde ganz richtig unser Mitglied und Vogelschutzbeauftragter Andreas Quell angerufen. Er konnte das kleine aber schon wehrhafte Daunenpaket einfangen. Der Berichter brachte dann den kleinen Falken zur Auffangstation des Kreises Bergstraße. Dort wurde festgestellt, dass das Tier gut genährt und unverletzt war und im Herbst wurde ihm als Halbstarker wieder die Freiheit geschenkt. Im Frühsommer kommt wieder die Zeit, in der der Eine oder Andere einen Findling findet und nicht weiß, wohin damit. Unsere NABU-Gruppe wird Ihnen gerne weiterhelfen.

NABU-Turmfalke

Bei uns sind Turmfalken neben dem Mäusebussard weit verbreitet und relativ häufig. Sie sind sehr anpassungsfähig in der Wahl ihres Lebensraumes und brüten gerne in Städten, Steinbrüchen oder Feldgehölzen. Sie jagen immer im offenen Land, auch in der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft, über Ödland, Sportplätzen usw. Im Winter auch häufig entlang von Straßen. Anwesenheit von Mäusen vorausgesetzt.

Alle Falken bauen kein eigenes Nest. Die Eier werden in Mauerlöchern, Felsspalten, Felshöhlen, aber auch in ehemaligen Krähen- und Elsternnester abgelegt. Die Eiablage beginnt ab April, weshalb der Winter eine gute Gelegenheit war, an der Fensternische der Darsberger Scheune etwas zu verbessern.

Für uns stellte sich die Frage, was kann man machen, damit sich dieses Drama nicht wiederholt?

Mit Erfolg werden an Gebäuden, die keine geeigneten Mauerlöcher aufweisen, Nistkästen für Turmfalken angebracht. Wir sprachen deshalb zuerst mit dem Besitzer der Scheune über einen Nistkasten. Bei einer Besichtigung vor Ort war sofort klar, dass aus optischen Gründen an dieser Giebelseite kein Nistkasten angebracht werden kann. Von Innen war es auch nicht möglich, weil die Nische nicht durchgängig war. Darüber hinaus bestand der verständliche Wunsch, mit geringst möglichen Eingriffen am Gebäude eine Lösung zu finden. Das Ergebnis unserer Überlegungen war ein „Balkon“, der über Metallwinkel so in die Fensternische eingesetzt werden sollte, dass sich die Winkel im Mauerwerk von selbst verklemmen.

Doch wie sieht das Mauerloch aus, wie groß und tief war die Öffnung in über 9 m Höhe? Mit einem Lineal an einer sehr langen Stange, auf einer Leiter stehend, konnte einer das Lineal anlegen und der andere mit dem Fernglas die Maße ablesen. Dass wir später noch improvisieren werden müssen, war somit abzusehen.

Unser Mitglied Siegfried Schregle erklärte sich bereit, das Material zu beschaffen und den Falkenbalkon zu bauen. Die Metallwinkel als Sonderanfertigung wurden vom nettesten Schlosser in Neckarsteinach angefertigt.

Nach Vorstellung der Konstruktion bekamen wir vom Ortsvorsteher Ralf Edelmann, dem Besitzer der Scheune, das go.

Jetzt musste nur noch ein Hubgerät für die Vorortmontage beschafft werden. Ein geeignetes Fahrzeug zum Ziehen des schweren Hubsteigers wurde uns von Herrn Burkhard Geretschläger zur Verfügung gestellt.

Vielen Dank an Alle für die Unterstützung unserer Arbeit.

Doch nun sehen Sie selbst:

NABU-Aufbau Hubsteiger
NABU-Hubsteiger
NABU-Balkon
NABU-Kaffeepause
Am Ende der Aktion, gegen Mittag, hat uns Herr Edelmann mit Butterbrezeln und Kaffee überrascht. Offensichtlich war er mit unserer umsichtigen Arbeit zufrieden. In solch einem Augenblick weiß man garnicht, wem am meisten gedankt werden muss.

Turmfalken kann man leicht bei der Jagd beobachten. Im Wesentlichen haben sie zwei verschiedene Jagdstrategien entwickelt. Am häufigsten ist im Allgemeinen die Jagd im Suchflug, bei der das allbekannte Rütteln eingesetzt wird. Der Vogel nützt dabei Auf- oder Gegenwinde aus, um sich mit schnellem Flügelschlag und gespreiztem Schwanz möglichst ruhig in der Luft zu halten. Hat er eine Beute entdeckt, stößt er meist nicht besonders rasch herunter.

Daneben spielt auch der ruhige Ansitz für den Beuteerwerb eine Rolle. Meist sind die Sitzwarten nicht besonders hoch über dem Boden. Die Falken beobachten von dort aus ruhig die Umgebung, um dann die potenzielle Beute anzufliegen.

Wollen wir hoffen, dass die Falken von unserer Arbeit genauso überzeugt sind wie wir und den Nistplatz wieder annehmen. Wir wünschen jetzt schon allen Besuchern in Darsberg viel Freude beim Beobachten des Familienlebens der Turmfalken.

Erwin Binder

(Veröffentlicht im Mitteilungsblatt der Stadt Neckarsteinach, Ausgabe 7 vom 13. Februar 2014)