Die alte Scheune und ihre treuen Bewohner

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Die alte Scheune und ihre treuen Bewohner – Die Turmfalken von Darsberg sind Meister der Tarnung – Neuerdings dennoch von zwei Kameras überwacht

Neckarsteinach-Darsberg (kaz). „Ein Nesthocker ist immer dabei“, sagt Thomas Klaholz über den Turmfalken-Nachwuchs vom Darsberg. Seit Jahren beobachtet er, wie die jungen Greifvögel in der alten Scheune gegenüber flügge werden, sich dicht an dicht auf dem eigens für sie angebrachten kleinen An- und Abflugbrett drängeln, aufgeregt mit den Flügeln flattern, sich aber erst mal nicht zu fliegen trauen. Wie das aussieht, erklärt er anschaulich mit den Armen gestikulierend. Inzwischen ist das Turmfalken-Schauspiel zwischen Balz, Paarung, Eiablage und Aufzucht der Jungen im Internet zu verfolgen – dank zweier neu installierter Kameras an der Außenfassade der Scheune und über dem hölzernen Brutkasten. Dies innerhalb weniger Wochen baulich und technisch hinzubekommen, war ein echter Kraftakt.

Auf dem Anwesen von Ralf Edelmann in der Greiner Straße 35 stellen ehrenamtlich tätige Männer ihre Arbeit zum Schutz des Turmfalken-Paares vor, das in besagter Scheune schon viele Jungen groß gezogen hat. Stimmt nicht ganz. Denn das Weibchen hat offenbar ein neues Männchen, nachdem der langjährige Partner nicht mehr am gewohnten Brutplatz auftauchte.

Die Turmfalken von Darsberg nisten in etwa zehn Meter Höhe und in unmittelbarer Nähe einer großen Streuobstwiese, die für sie die ideale Nahrungsquelle ist. Schließlich können sie hier bestens auf Mäusejagd gehen. Vor dem alten Gemäuer sind sie mit ihren braunen Gefiedern samt moosgrünen Flecken perfekt getarnt.

Jetzt ist Zeit für die Eiablage. „Die findet bei Turmfalken bis Mitte Mai statt und vier Eier hat die Turmfalkenfrau schon gelegt“, sagt einer aus der Runde. Es ist Erwin Binder vom Naturschutzbund Hessisches Neckartal, der mit Sohn Arne zum Ortstermin gekommen ist. Auch Andreas Quell und Horst Walter sind als Vereinsmitglieder in das Projekt involviert. Als Mitglieder der Darsberger Dorfgemeinschaft kümmern sich Ralf Edelmann, Wolfgang Schlund und Tim Heckmann um die Turmfalken.

Letztgenannter hat als Zimmerer eine Treppe und eine Holzplattform installiert, damit die Technik unter dem Giebel der Scheune gefahrlos und trittsicher aufgebaut werden konnte. Installiert ist auch eine WLAN-Station, die die Daten von der Scheune per Richtfunk ins benachbarte Wohnhaus überträgt. Das hat wiederum Rene Hinz von der Dorfgemeinschaft ausgetüftelt.

„Unser Projekt steht unter einem glücklichen Stern“, freut sich Ralf Edelmann. Er ist auf dem ehemaligen Bauernhof aufgewachsen. Dass die Wiesen drumherum inzwischen gemeinsam mit der Nachbarschaft genutzt werden, ist vollkommen in seinem Sinne. Ebenso, dass somit viele Anwohner die alljährliche Falkenaufzucht mitbekommen und sich daran erfreuen. Auch von der Straße aus ist die Scheune samt Brutstätte einsehbar.

Den besseren Blick haben Interessierte natürlich via Webcam. Die Kameras und die Technik kosteten laut dem Nabu-Ortsgruppenvorsitzenden Erwin Binder einige hundert Euro. „Aber wir sind ja auch angehalten, unsere Mittel für Projekte zum Schutz der Natur auszugeben“, sagt er.

Doch da ist natürlich auch der ehrenamtliche Einsatz vor Ort. So war es zur Installation der Außenkamera notwendig, ein Gerüst aufzubauen. Dies geschah im Januar – ausgerechnet am einzigen „Schneetag“ in diesem Winter.

Den „Balkon“ vor der Einflugschneise gibt`s übrigens schon länger. Er entstand, nachdem ein Junges aus dem Nest gestürzt war. Es hat den Sturz quasi unbeschadet überstanden, kam aber trotzdem erst mal in eine Auffangstation in Grasellenbach.

Das Turmfalkenpaar vom Darsberg hat noch keine Namen. Vielleicht fällt den Kleinen vom kommunalen Kindergarten dazu was ein? Sie sind inzwischen geschulte Beobachter und, sobald das Corona-bedingt wieder möglich ist, auch gern mal selbst vor Ort. Bis dahin bleibt der beeindruckende Webcam-Auftritt der Greifvögel auf der Homepage www.darsberg.com.

Karin Katzenberger-Ruf

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