Der Turmfalke
Turmfalke

Name:

Wissenschatlicher Name:

Kennzeichen:

Turmfalke

Falco tinnunculus

Der Turmfalke ist rund 35 Zentimeter groß und gehört damit in Deutschland zu den kleinen Greifvögeln. Seine Spannweite beträgt 75 Zentimeter. Im Flug sind die Vögel an ihren langen spitzen Flügeln zu erkennen und natürlich an ihrem charakteristischen Rüttelflug.

Unterscheidungsmerkmale

Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch.
Ältere Männchen haben einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Der Schwanz ist ebenfalls hellblaugrau mit einer schwarzen Endbinde. Die Unterseite des Körpers ist gelblich mit Längsstreifen und kleinen dunklen Tropfenflecken.
Beim Weibchen dagegen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung. Seine Körperunterseite ist stärker gefleckt als beim Männchen.

Turmfalke Männchen Turmfalke Weibchen
Turmfalke Männchen Turmfalke Weibchen

Nahrung

Turmfalken ernähren sich vorwiegend von Feldmäusen und anderen Wühlmäusen. Durch die Spezialisierung entsteht eine Abhängigkeit vom Beutevorkommen.
Die Bestände der Feldmäuse schwanken von Jahr zu Jahr beträchtlich; in manchen Gebieten gehen sie aufgrund der landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsmethoden stark zurück. Vor allem in Zeiten, in denen Mäuse rar sind, erbeuten Turmfalken im schnellen Sturz- oder Verfolgungsflug auch kleinere Vögel. Darüber hinaus stehen Eidechsen und Insekten, vor allem Käfer und Heuschrecken, und gelegentlich Regenwürmer auf der Speisekarte.
Die Zusammensetzung ihrer Nahrung lässt sich von Experten gut untersuchen, da Turmfalken, wie alle anderen Greifvögel, unverdauliche Reste der Beute im Magen zu Gewöllen zusammenpressen und dann ausspeien.

Brutplatz

In den Städten nistet der Turmfalke gerne an Kirchtürmen und anderen hohen Gebäuden mit einer zugänglichen Öffnung oder Nische, die Platz zum Brüten bietet.
Im Gebirge, an Felsabbrüchen oder Steinbrüchen dienen Spalten oder kleine Höhlen im Gestein als Brutplätze. Häufig nutzen Turmfalken auch alte Krähen- oder Elsternnester an Waldrändern, in Feldgehölzen oder auf einzelstehenden Bäumen. Auch Nistkästen an hohen Gebäuden oder Brückenpfeilern werden gerne angenommen.

Brutzeit und Brutdauer

Turmfalken sind bereits nach einem Jahr geschlechtsreif. Im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr besetzen sie das Brutrevier, das häufig auch als Winterrevier gedient hat. Ein Paar bleibt zumeist ein Leben lang zusammen. Wenn als Brutplatz nicht ein vorhandenes Nest genutzt wird, begnügt sich der Turmfalke mit einer kleinen Mulde, aus der die Eier nicht wegrollen können.
Das Weibchen legt zwischen Mitte April und Mitte Mai drei bis sieben Eier und brütet 29 Tage lang. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden sie gut vier Wochen lang gefüttert. Nachdem sie das Nest verlassen haben, werden sie noch weitere vier Wochen von den Eltern begleitet und gefüttert. Danach verlassen sie ihren Geburtsort und suchen sich ein eigenes Revier.

Falkeneier

Standvogel

Die Turmfalken bei uns in Mitteleuropa sind überwiegend Standvögel. Sie bleiben ganzjährig in einem Gebiet, das recht groß sein kann. Manche Vögel ziehen allerdings am Ende des Sommers in den wärmeren Süden, zum Teil bis nach Nordafrika.
Turmfalken aus Nord- und Osteuropa tauchen dagegen im Winter gelegentlich in Deutschland auf. Insbesondere auf den offenen Höhenflächen der Mittelgebirge sind im Winter häufig Turmfalken zu sehen, während man sie dort im Sommerhalbjahr vergeblich sucht.

Lebensraum

Der Turmfalke zählt als ursprünglicher Felsbewohner zu den wenigen Gewinnern der Urbanisierung. Türme, hohe Häuser und Scheunen haben ihm einen zusätzlichen Lebensraum eröffnet.
Da er auch viele andere Lebensraumtypen, vor allem Waldränder, besiedeln kann, ist der Turmfalke in Deutschland und in ganz Europa relativ häufig anzutreffen. Zum Jagen benötigt der Turmfalke offene Flächen mit niedriger Vegetation. Nicht selten sieht man ihn auch an Straßenböschungen oder steilen Hängen.

Spähend in luftiger Höhe

Es ist nicht schwer, einen Turmfalken zu beobachten. Er lebt wenig versteckt und ist vergleichsweise häufig anzutreffen, vor allem bei der Jagd im freien Gelände oder bei der Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Bereits im Spätwinter erscheinen Turmfalken im Umfeld ihres Brutplatzes, der nicht selten mehrere Jahre hintereinander genutzt wird. Vor der Brutzeit sind sie besonders präsent: Man sieht und hört sie häufig.
Während der Brutzeit verhalten sie sich dagegen unauffällig und ruhig. Nur die Angstschreie anderer Vögel weisen manchmal darauf hin, dass ein Falke stumm und pfeilschnell auf Nahrungssuche ist.
Eines der wichtigsten Kennzeichen des Turmfalken ist der Rüttelflug. An dieser charakteristischen Flugtechnik kann man den Vogel auch auf größere Entfernungen erkennen. Im Beutesuchflug steht er mit ausdauerndem Rütteln am Himmel. Der Körper ist dabei aufgerichtet und der Schwanz als Stabilisierungsfläche breit gefächert. 20 bis 40 Meter über dem Boden späht der Turmfalke nach Beute, um dann im Stoßflug herabzuschießen. Die Stoßgeschwindigkeit ist relativ gering, was den Vorteil hat, dass sich der Turmfalke im Flug abfangen kann, wenn die Beute ausweicht. Aus tieferer Warte geht er dann erneut ins spähende Rütteln über.
Gelegentlich sieht man auch andere Vogelarten im Rüttelflug, wenn ihnen der Gegenwind unter die Flügel greift, zum Beispiel den Mäusebussard oder den Raubwürger. So ausdauernd und häufig wie der Turmfalke praktiziert jedoch keine andere Vogelart diese Flug- und Fangtechnik, ausgenommen natürlich der Kolibri, der aber bekanntlich nicht bei uns vorkommt.

Verbreitung

In Deutschland leben knapp 50.000 Turmfalken-Paare, im gesamten Mitteleuropa nur rund 90.000 Brutpaare. Wir tragen also Verantwortung für den Erhalt dieser Art. In Europa gibt es insgesamt etwa 350.000 Brutpaare. Der Turmfalke ist damit die häufigste Falkenart in Europa.

Bestand und Siedlungsdichte

In den letzten 30 Jahren wurden für zahlreiche Gebiete Europas mäßige bis starke Bestandsrückgänge gemeldet mit einem Tiefststand in den 80er Jahren. Die stärksten Abnahmen von bis zu 50 Prozent verzeichnen Russland, England und Frankreich. Die Siedlungsdichte hängt vom Angebot geeigneter Nistplätze und von der Nahrungssituation ab. Deshalb schwanken Angaben über die Bestandsdichten sehr und liegen zwischen drei und 90 Brutpaaren je 100 Quadratkilometer. Das Jagdrevier des Turmfalken umfasst rund 200 Hektar.