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Kulturausschuss

 

 

Das Feuerrad  und der Hexenumzug- Fastnachtsbrauchtum in Darsberg 

Fastnacht – heidnisches oder christliches Brauchtum? 

Wenn am Fastnacht-Dienstag in Darsberg wieder Birkenscheiben fliegen, das Fastnachtsrad zu Tal rollt, ein großes Feuer brennt und die Hexen mit der Guggenmusik für 2 Stunden den beschaulichen Ort mit ihrem infernalen Lärm aufschrecken, fühlt sich mancher der vielen Zuschauer in heidnische, düstere Zeiten zurückversetzt. Fastnacht lässt sich begrifflich aber auch aus der christlichen Fastenzeit ableiten. Was ist der Ursprung des Brauchtums? 

Ergebnis der Fastnachtforschung (das ist kein Fastnachtsscherz!) legen die Vermutung nah, dass die Bräuche einen christlichen Ursprung haben: 

-          Im vierten Jahrhundert nach Christi wird die Fastenzeit erstmals erwähnt.

-          Ende des 6. Jahrhunderts wird unter Papst Gregor dem Großen der Beginn der Fastenzeit auf „Aschermittwoch“ gelegt. Vor dieser Fastenzeit finden Feiern statt.

-          Bekannt ist, dass Ende des 13. Jahrhunderts in der Vorfastenzeit männliche Bürger in Frauenkleidern sich zu Feiern treffen. Sie versinnbildlichen das Laster, eine 6tägige Antischöpfung vor der durch den Glauben geprägten Zeit.

-          Mit der Reformation und der Aufhebung des Fastengebotes wurden auch die Bräuche zurückgedrängt.

-          Erst im 19. Jahrhundert lebten die Bräuche als „Heidnisches Brauchtum“ wieder auf. Rieten und Bräuche wurden gemixt, neues hinzugedichtet. Erstmals traten Hexen in Erscheinung. Schellen kamen hinzu, die den Narren als lieblosen und gottfernen Gesellen erscheinen lassen.  

 

Das Fastnachtsbrauchtum in Darsberg 

Im Neckarsteinacher Ortsteil Darsberg ist es eine lange Tradition ein Fastnachtsrad abzurollen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts zumindest ist durch mündliche Überlieferung dieser Brauch bekannt. Lediglich in den Kriegsjahren gab es Unterbrechungen. Anfangs nur auf den Ort beschränkt, fanden mit der zunehmenden Mobilität zunächst auch einige interessierte Bürger aus der Kernstadt den Weg auf den Darsberg. Über Mundpropaganda und kurze Veranstaltungshinweise in der regionalen Presse sah man dann auch wenige Interessierte aus der näheren Umgebung, die das Darsberger Feuerrad als Fastnachtsabschluss nutzten. In den siebziger Jahren wurden erste Versuche unternommen, das Abrollen des Feuerrades durch ein kleines Rahmenprogramm attraktiver zu gestalten. Es wurden zur Unterhaltung der Gäste Musikkapellen engagiert und die Jungfeuerwehr bot Fackeln und Glühwein an. Zunächst wurden auf traditionelle Art und Weise Holzfackeln hergestellt. Doch dies erwies sich im Laufe der Jahre zu aufwendig und man entschloss sich auf Peckfackeln umzustellen. In dieser Zeit entstand auch die Idee, den Korridor in dem das Feuerrad abgerollt wird, durch kleine Leuchtfeuer zu markieren.     

Wurde das große Rad beim Abrollen durch einen starken Wind begleitet, verursachte es bei so manchem Helfer nicht nur auf den alten Kleidern Brandflecken. So kamen die Feuerwehrleute auf die Idee, sich mit ihren Schutzanzügen gegen die sprühenden Funken zu schützen. Ein Bild, das „die Tradition mit der Moderne Verband“ und sicher jeden Sicherheitsingenieur freute. Die Stimmung litt aber unter dem Anblick der silbern glänzenden Figuren. 

Dies war der Anlass, die Veranstaltung zu überdenken. Es kam die Idee auf, in Anlehnung an die Alemannischen Fastnacht mit Masken aufzutreten. Mit Hilfe von Sponsoren lies man im südbadischen Kenzingen 4 Masken schnitzen. Beim Abrollen im Jahr 1997 begleiteten die 4 Hexen das Feuerrad.

Mit der Erweiterung der Veranstaltung im Jahr 1998 durch einen Hexenumzug mit zwischenzeitlich 12 Masken, unterstützt durch die Guggemussich „neckar-furzer“ aus Neckarzimmern und die entsprechende Werbung in Presse und Rundfunk nahm das regionale Interesse zu. So können – je nach Witterung – die Veranstalter mit ca. 1.000 Besuchern rechnen. Von 18:00 bis 22:00 Uhr dauert der Spuk, der dank der Feuerwehr zwischenzeitlich gut gemeistert wird.
Gegen 18:00
 Uhr sammeln sich die Hexen und die Guggenmusiker auf dem Dorfplatz (Roter Platz). Auf der Wiese am Dorfeingang beginnt um 18:30 Uhr das Holzscheiben schießen. So gegen 19:00 Uhr laufen die Hexen und die Guggenmusik in Richtung Wiese am Dorfeingang. Dort angekommen wird das Feuerrad entzündet und das Abrollen beginnt.

 

Das Feuerrad 

Odenwälder Tradition die vor allem in unserer Gegend des Odenwaldes gepflegt wird. Es sollen die bösen Geister vertrieben und der Winter verbrannt werden.

Bis 1997 wurde das Rad durch Drehen von Strängen aus langem Stroh, das früher von den Bauern im Dorf gestiftet wurde, hergestellt. Dies war in früherer Zeit ein riesiger Spaß der jungen Burschen, es wird aber auch erzählt, dass mansche Mädchen im Stroh gesehen wurden.

Heute wird das Stroh angekauft und kann wegen der maschinellen Getreideernte und der Rückzüchtung der Halmlänge nicht mehr gedreht werden, es ist schlichtweg zu kurz.

Aus diesem Grund haben einige Helfer einen Käfig geschweißt, in der nun das Stroh gestopft wird. Dies hat die Arbeit wesentlich vereinfacht. 

 

Scheibenschießen 

Ein uralter Odenwälder Brauch der in früheren Jahren in Darsberg am Faschingsdienstag betrieben wurde, dann allerdings wieder über viele Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war und erst seit 1998 wieder auflebte.

Früher haben junge Burschen die glühenden Holzscheiben aus Birkenholz, deren Durchmesser ca. 10-15 cm betrug und in der Mitte eine Bohrung besaßen, mit Haselstecken durch den Nachthimmel geschleudert. Während des Wurfes haben sich die Halbstarken etwas gewünscht. Wenn der Wurf misslang, wurde er kurzerhand für ungültig erklärt. 

 

Bilder

Hier können einige Bilder vom Feuerrad der Jahre 2004, 2005 und 2006 herunter geladen werden. Die Bilder sind im JPG-Format und in einer ZIP-Datei auf 5,6 MB komprimiert. Zum Herunterladen der Bilder klicken Sie auf den folgenden Link:

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