Volkstrauertag 2006 – Würdevolle Gedenkfeier auf dem Darsberger Friedhof

 

 

Mit einer würdevollen und gelungenen Gedenkfeier gedachte die Stadt Neckarsteinach am vergangenen Sonntag den Opfern von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft. Bürgermeister Eberhard Petri hieß dazu zahlreiche Besucherinnen und Besucher in und vor der Friedhofshalle in Darsberg willkommen. Unter ihnen Vertreter der städtischen Gremien und der Ortsbeiräte aus allen Stadtteilen mit Stadtverordnetenvorsteher Wilhelm Hofherr an der Spitze. Ein Gruß galt den Abordnungen der Feuerwehren sowie der Vereine. „Sie alle haben eine lange Tradition, an diesem Tag ihrer im Krieg gefallenen Mitglieder zu gedenken“, so der Bürgermeister.

 

 

Er wies daraufhin, dass die zentrale Gedenkfeier der Stadt nun im Wechsel auch in den Stadtteilen stattfinden werde. Eine zweite Neuerung, die erstmals im vergangenen Jahr in Neckarsteinach zum Zuge kam, war die Beteiligung von Jugendlichen an der Gedenkfeier. Es freue ihn, dass dies in diesem Jahr mit der Beteiligung der Konfirmanden seine Fortsetzung finde. Sie hätten - unterstützt von Pfarrerin Marion Rink sowie Ortsvorsteher Ralf Edelmann - nach Spuren der Vergangenheit vor Ort gesucht und mehr Fragen als Antworten gefunden. Er dankte herzlich allen für die Mühe bei Vorbereitung und Durchführung.

 

Beachtenswert sei auch, dass sich ein Projektchor (Leitung: Wolfgang Mohn und Simon Gramlich) gebildet habe, bestehend aus dem MGV Heimatland Darsberg, dem Chor der Neuapostolischen Kirchengemeinde Darsberg sowie weiteren sangesfreudigen Mitbürgern, um diese Gedenkfeier zu begleiten. Auch ihnen galt ein herzlicher Dank; ebenso dem Evangelischer Bläserchor (Leitung: Klaus Thieme), der seit vielen Jahrzehnten der Feierstunde einen würdigen Rahmen verleiht.

 

 

In seiner Ansprache wies Bürgermeister Eberhard Petri auf die besondere Funktion des Volkstrauertages hin. „Wir sind aufgerufen, nicht nur der eigenen Toten zu gedenken – wie an Allerheiligen oder dem Totensonntag - sondern aller Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“. „Angestoßen von den beiden Weltkriegen und der Terrorherrschaft des Dritten Reiches erinnern wir uns heute des millionenfachen Todes an den Fronten und in der Heimat. Wir rufen die ins Gedächtnis zurück, die in Gefangenschaft, in Todeslagern, als Folge von Willkür und Verbrechen, als Folge von Elend, Flucht und Verfolgung umgekommen sind.

 

Was uns betrüblich stimmen muss ist die Tatsache, dass die Völker der Erde aus dem damaligen Kriegsgeschehen offensichtlich kaum Lehren gezogen haben. Egoismus, Machtgier und Intoleranz regieren immer noch an vielen Orten der Welt.“ So stelle sich Jahr für Jahr die Frage nach dem Sinn dieser Veranstaltung. Es gebe nur eine Antwort, die gleichzeitig eine Hoffnung ausdrücke: dass das Erinnern nicht ganz umsonst bleibt, dass es Menschen gibt, die aktiv an einer friedlichen Gesellschaft mitarbeiten. Aus dem Blick zurück wächst die Aufforderung, alles zu tun, damit sich derartiges nicht wiederholen kann. Sich der Vergangenheit erinnern, um die Zukunft zu gewinnen. „Die Zukunft aber gehört unserer Jugend. Die nachwachsenden Generationen haben die Aufgabe noch vor sich, ihre Zukunft in Frieden und Freiheit zu gestalten.

 

Über die Medien und das Internet sind wir bestens und täglich über die Kriege in aller Welt informiert. Auch über die Gewalt, wie sie uns tagtäglich in unserem Land, in den Städten und leider auch verstärkt unter Jugendlichen begegnet. Haben wir uns vielleicht zu sehr darauf verlassen, dass Menschen, die in einer demokratischen Gesellschaft groß werden, auch automatisch deren Spielregeln einhalten können? An welchem Punkt haben wir die dramatische Zunahme der Gewalt an Schulen und unter Jugendlichen allgemein übersehen? Wir Erwachsene sind dazu verpflichtet, wenn wir den Auftrag der Geschichte ernst nehmen, unseren Kindern positives Vorbild zu sein und in kritischen Momenten ihres Lebensweges verstärkt und vor allem frühzeitig präventive Hilfen und Maßnahmen als lebenswerte Alternativen anzubieten. Und wir müssen, wenn sie Fragen haben, mit Ihnen auch über vergangene Kriege und Gewalt reden, damit sie ein Maß entwickeln können, um all das Schreckliche, was uns tagein, tagaus aus aller Welt gezeigt wird, einordnen und verkraften zu können.

 

Wie aber kann der Volkstrauertag so gestalten werden, dass die Jugend versteht, warum dieser Tag einen so wichtigen Platz im öffentlichen Leben behalten muss? Nur in dem Jugendliche an der Gestaltung dieser Gedenkfeier beteiligt sind. Der Volkstrauertag ist als Tag des Aufrufs zur Verständigung und zur Versöhnung von großer Bedeutung. Die Erinnerung an gemeinsames Leid ist für uns alle eine Chance der Besinnung. Eine Chance auch für die jüngere Generation, den einmal eingeschlagenen Weg der Verständigung und der Versöhnung unbeirrt weiterzugehen.“